Der Verzehr von Süßstoffen wird von vielen Menschen sehr kritisch betrachtet. Süßstoffen wie Aspartam wird nachgesagt, dass sie krebserregend seien, Übergewicht und Diabetes begünstigen, Heißhungerattacken auslösen, den Insulinspiegel beeinflussen oder die Darmflora schädigen.
Zu vielen dieser Nachteile von Süßstoffen gibt es auch Studien, die diese Aussagen auf den ersten Blick untermauern. Doch das ganze Thema ist bei näherer Betrachtung wesentlich komplexer.
Inhaltsverzeichnis:
- Fördern Süßstoffe das Übergewicht?
- Beeinflussen Süßstoffe den Insulinspiegel oder die Insulinsensitivität?
- Regen Süßstoffe den Appetit an?
- Schädigen Süßstoffe der Gesundheit?
- Fazit
Fördern Süßstoffe das Übergewicht?
Die gängigsten Süßstoffe sind Aspartam, Saccharin, Acesulfam K und Sucralose.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Verwendung der Süßstoffe zu einer Reduzierung des Körperfettanteils beitragen kann, da sich durch diese Kalorien einsparen lassen.
Hierbei ist allerdings anzumerken, dass manche Süßstoffprodukte aus dem Supermarkt zusätzlich mit Maltodextrin angereichert werden. Durch das Maltodextrin sind die Süßstoffprodukte im Endeffekt allerdings nicht vollkommen kalorienfrei. Checkt daher immer die Nährwertangaben!
Auf der Gegenseite gibt es auch die ein oder andere Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass Süßstoffe das Übergewicht fördern können. Hierbei sollte man aber beachten, dass es sich bei solchen Studien in der Regel um Beobachtungsstudien handelt, die nichts über die Ursache und Wirkung aussagen.
So wurde beispielsweise beobachtet, dass Menschen, die regelmäßig Süßstoffe zu sich nahmen, an Diabetes erkrankt sind. Das bedeutet aber nicht, dass diese Menschen von den Süßstoffen Diabetes bekommen haben, sondern dass es vielmehr daran lag, dass Menschen mit Diabetes eher zu Süßstoffen greifen, um ihre Kalorienzufuhr zu reduzieren.
Habt immer im Hinterkopf, dass für viele Menschen eine radikale Ernährungsumstellung nicht Infrage kommt. Wer seit Jahren gewohnt ist Cola zu trinken, wird nicht von dem einen Tag auf den anderen Tag auf Wasser oder Tee umsteigen können. Mit Süßstoff angereicherte Zero Getränke sind daher für solche Menschen eine gute Möglichkeit weiter ihre Lieblingsgetränke zu konsumieren, ohne dadurch mehr Zucker und Kalorien zu sich zu nehmen.
Beeinflussen Süßstoffe den Insulinspiegel oder die Insulinsensitivität?
Kurz gesagt: Nein!
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Öfter hört man sagen: „Schmeckt die Zunge etwas Süßes, wird dem Körper signalisiert, dass Zucker folgt. Daraufhin schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, um den erwarteten Zuckeranstieg abzufangen. Kommt jetzt kein Zucker, sinkt der Blutzuckerspiegel ab, worauf der Körper mit einem Hungergefühl reagiert.“.
Klingt logisch, lässt sich aber im Blut nicht nachweisen. Die Bauchspeicheldrüse ist viel zu schlau, um auf einen bloßen Geschmack zu reagieren.
Ergebnisse zeigten, dass Süßstoff- Konsum den Blutglukosespiegel weder erhöht noch sonst wie beeinflusst. Der glykämische Einfluss des Süßstoff-Konsums unterscheidet sich nicht nach Art des Süßstoffes, sondern ist in gewissem Ausmaß von Alter, Körpergewicht und diabetischem Status der Teilnehmer abhängig.
Regen Süßstoffe den Appetit an?
Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass selbst hohe Aspartam-Dosierungen nicht appetitanregend wirken. Dennoch gibt es Studien, die dagegen sprechen. Zumindest dann, wenn Zero Getränke zwischen den Mahlzeiten getrunken werden (siehe u. a. Mattes und Popkin 2008 sowie Yang 2010). Hier ist also leider noch keine klare Aussage zu treffen.
Schädigen Süßstoffe der Gesundheit?
Süßstoffe wie Aspartam haben ebenfalls den schlechten Ruf, Krankheiten, wie Krebs und Alzheimer auszulösen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schädigungen der Darmflora zu begünstigen. Und in der Tat werdet Ihr mit sämtlichen Studien und Artikeln dazu erschlagen, wenn Ihr das mal googlet. Jedoch sind viele dieser Studien überhaupt nicht brauchbar, da sie in den meisten Fällen nicht mit Menschen durchgeführt wurden, sondern mit Nagetieren oder in vitro (d.h. im Reagenzglas).
Eine Studie hat beispielsweise gezeigt, dass Aspartam nicht krebserregend wirkt, sofern es nicht in ultrahohen Dosierungen zu sich genommen wird. Und diese Dosierung können wir über unsere Ernährung gar nicht erreichen.
Allgemein ist es so, dass jeder Süßstoff genauestens untersucht werden muss, bevor er in der EU zugelassen wird. Zudem werden für jeden Süßstoff Grenzwerte festgelegt, die angeben, bis zu welcher Menge ein Verzehr unbedenklich ist. Diese Grenzwerte beinhalten zudem einen 100-fachen Sicherheitsfaktor. Das bedeutet, dass selbst bei Überschreiten der täglich empfohlenen Höchstmenge keine Nebenwirkungen zu befürchten sind.
Hier die gängigen Richtwerte:
Acesulfam K 9 mg/kg/Tag
Aspartam 40 mg/kg/Tag
Saccharin 5 mg/kg/Tag
Sucralose 15 mg/kg/Tag
Wenn Ihr 60 kg wiegt, würde das bedeuten, dass Ihr täglich 2.400 mg Aspartam zu Euch nehmen könnt, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Das entspricht zwischen 4 und 12 Litern Cola Zero (je nach Aspartamgehalt des Getränks).
Nur weil etwas künstlich ist, ist es also nicht unbedingt gesundheitsschädlich. Es kommt immer auf die Menge an und ob Ihr bestimmte Vorerkrankungen habt (bspw. Aspartam Phenylketonurie). Bedenkt immer, dass selbst Wasser für Euch giftig sein kann, wenn Ihr zu viel davon trinkt.
Auch eine Beeinträchtigung der Darmflora durch Süßstoffe ist bisher nicht bewiesen.
Zwar führten Studien tatsächlich Schädigungen der Darmflora auf den Verzehr von Süßstoffen zurück, allerdings sind diese Studien sehr umstritten.
Eine Studie hatte beispielsweise viele methodische Schwächen (u. a. keine Kontrollgruppe!) und andere waren in vitro Studien, aus denen sich nicht automatisch auch Wirkungen auf den Menschen ableiten lassen.
Eine Studie von Serrano et al. (2021) kam zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Saccharin Supplements in den gesetzlich zugelassenen Dosierungen zu keiner Schädigung der Darmflora von Menschen und Mäusen führt. Auch Aspartam hat in verschiedenen Studien die Darmflora nicht geschädigt (siehe u.a Ruiz-Ojeda et al., 2019).
Andere Süßstoffe wie beispielsweise Zuckeralkohole (Xylit, Erythrit, Maltitol, Mannitol etc.) haben allerdings präbiotische Effekte und können dadurch Blähungen oder Verdauungsbeschwerden verursachen. Erythrit wird aber in der Regel sehr gut vertragen.
Fazit
Um die Auswirkungen von Süßstoffen auf die Darmflora zu ermitteln, sind vor allem Studien mit Menschen notwendig. Da der Zustand der Darmflora allerdings auch durch viele andere Faktoren beeinflusst werden kann, wie zum Beispiel Umweltgifte, Stress, die allgemeine Ernährung, die Einnahme von Antibiotika, Krankheiten, unsere Aktivität etc., ist es gar nicht so einfach dabei Ursache-Wirkungen-Beziehungen herzuleiten.
In Maßen sind Süßstoffe auf jeden Fall unbedenklich. Für viele Leute sind sie die einzige Alternative zu zuckerhaltigen Lebensmitteln auf Ihrem Weg abzunehmen.
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